Geschichte der Aroma-Therapie
Das Wissen um die Verwendung ätherischer Öle ist ein uralter, überlieferter Erfahrungsschatz vieler Kulturen. Niederschriften altertümlicher Stämme und umfangreiche Verbreitung in Ägypten, Mesopotamien, China, Griechenland, Indien und vielen weiteren Ländern. Es wurden meist Duftstoffe aus Pflanzenteilen in Form von Räucherwerk für therapeutische und rituelle Zwecke angewandt.
Die heutige Bezeichnung Parfum (lat. Per fumum – durch den Rauch) leitet sich hiervon ab. Die Verwendung von Pflanzen und die Gewinnung von Kräuterarzneien, Duftstoffen wurde für innere und äußere Anwendungen genutzt, zusätzlich für Opfergaben an die Götter, auch für Reinigungszwecke. Die Babylonier parfümierten sogar den Mörtel, den sie für den Tempelbau verwandten (Zedernholz, Myrte und Zypresse). Intensiv genutzt wurde die Aromatherapie bereits vor über 6000 Jahren in den Tempeln Ägyptens, sei es als Bad, wohlriechendes Heilmittel, entspannendes Massageöl oder Raumduft.
Chinesen und Inder stellten zu ältesten Zeiten ihrer Geschichte ätherische Öle Hauterkrankung, vor allem von Rosen und Kalmus. Wichtigster Unterscheidungspunkt zur systemorientierten Schulmedizin sind die ganzheitlichen Ansätze der Aromatherapie. Die Destillierkunst muss vor ca. 5000 Jahren bekannt gewesen sein, es wurde in Mesopotamien ein Destilliergerät aus dieser Zeit gefunden. Ätherische Öle müssen mindestens 4000 v. Chr. verwendet worden sein. Schon damals wurden aus geheimen Rezepturen Salben, Pasten und Räucherwerk für Kosmetik und medizinische Anwendungen hergestellt.
Bei Ausgrabungen in Nord- und Mittelamerika fand man Samen und Heilkräuter sowie Mahlsteine und und andere Werkzeuge der alten Pharmakologie. „Das Ebers Papyrus“ beschreibt schon 1800 v. Chr. die Nutzung aromatischer Extrakte. In China wurde durch den Kaiser Sheng-Nung ( 2838 v. Chr. ) mit der Züchtung von Pflanzen und Herstellung von pflanzlichen Arzneien. Die Chinesen wandten schon 2600 v. Chr. aromatische Pflanzen als Weihrauch bei religiösen Zeremonien an. In Indien beschrieb die heilige Schrift „Rig Veda“ Pflanzen und deren heilende Wirkung. Natürliche Wohlgerüche und Essenzen zählten zu den frühesten und beliebtesten Handelsgütern der Welt. Diese Handelsleute verbreiteten das Wissen in vielen Ländern. Die Geschichte der ätherischen Öle ist untrennbar mit der Geschichte der gesamten Pflanzenheilkunde verbunden. Obwohl eine umfassende Kenntnis ätherischer Öle erst in jüngster Zeit gelang, ist deren Bedeutung bereits den ältesten Völkern nicht entgangen.
Eine der ältesten Zeugnisse sind die in der Sanskritliteratur der Inder überkommenen Schriften der Ayurvedas, des Charaka und Sasruta. Im alten Europa entwickelte in Griechenland um 1250 v. Chr. Asclepius dieses Wissen weiter. Hippokrates, „Vater der Medizin“ erweiterte das Wissen über Heilpflanzen und die damit verbundene Pflanzenmedizin, wendete sie an und war im übrigen Befürworter der Massage und der pflanzlichen Bäder. Griechen und Römer zehrten vom Wissen der Ägypter und deren Erfahrung mit Heilpflanzen nach Eroberung des ägyptischen Reiches. Im 2. Mose / Exodus 30/ 22-25 erhielt Moses vom Herrn die Anweisung: „Besorge Dir kostbare Duftstoffe, 6 Kilo Myrrhe, 3 Kilo Zimt, 6 Kilo Kalmus, 6 Kilo Kassia, gewogen nach dem Gewicht des Heiligtums und dazu 5 Liter Olivenöl. Lass daraus das wohlriechende Salbenöl bereiten das für die Weihe von Personen und Gegenständen gebraucht wird.“ Theophrastus war ein bedeutender Vertreter der Pflanzenkunde, Megallus stellte sowohl Düfte als auch Kosmetika her, wobei manche auch als Arzneimittel verwandt wurden.
Auch die Römer nutzten diese Kenntnisse, sie destillierten aromatische Wässer und nutzten diese mit Massageölen. Pedanius Dioscorides (60 n. Chr.) stellte in seinem fünfbändigen „De Materia Medica“ 600 Pflanzen zusammen, beschrieb die chemische Zusammensetzung und deren Veränderung durch Bodenbeschaffenheit, Alter der Pflanze, der Jahreszeit etc. Dieses Werk diente als Vorläufer vieler medizinischen Texte. Claudius Galen ( 131-201 n. Chr.) erweiterte dies , der Ausdruck „Galenik“ wird noch heute benutzt, um Drogen und deren medizinische Bestandteile aus Pflanzen und Tieren zu beschreiben.
Mit dem Untergang des römischen Reiches ging auch viel Wissen über die Pflanzen unter und das Abendland versank in einen Jahrhunderte dauernden Tiefschlaf. Der irakische Gelehrte Al-Kindi ( 800-870 n. Chr. ) forschte und schrieb umfangreich über ätherische Öle, aus seinen Werken lässt sich erkennen, dass die Destillation ätherischer Öle erheblich weiterentwickelte und imstande war, natürliche Substanzen zu trennen und zu reinigen. Von ihm stammt auch „Das Buch über die chemische Zusammensetzung“ von Parfüms und Destillationen. Es enthält über 100 Rezepte für die Nutzung ätherischer Öle und zeigt in einem der ersten Diagramme den Ablauf des Destillationsprozesses. Das Studium der Naturwissenschaften erlebte bei den Arabern vom Anfang des 9. Jh. an eine Wiedergeburt. Im Museum von Taxila fand sich ein perfekt erhaltener Destillierapparat aus rohem Ton.
Aus Persien stammt der Mediziner und Philosoh Avicenna, er schrieb die fünfbändige medizinische Enzyklopädie „Al-Quanum fi al-Tibb“ ( Der Grundsatz der Medizin). Gleichzeitig war er Erfinder des kühlenden Rohres, hierdurch konnte Pflanzen das Öl entzogen werden und den Dampf effektiv gekühlt werden, wodurch die heilenden Kräfte der gewonnenen Öle bewahrt werden konnten. Um die gleiche Zeit entwickelten auch in Europa die Alchimisten den Destillationsprozeß weiter während der Suche nach Gold. Die Destillierkunst erreichte bis zum 11. Jh. ihren Höhepunkt und kam über das südwestliche Europa wieder nach Mitteleuropa. Im 12. Jh.. schrieb Hildegard von Bingen die medizinische Reihe „Physica“, hierin waren viele Hinweise zur Pflanzenkunde und pflanzliche Rezepturen enthalten. Durch die Erfindung der Druckerpresse wurden viele medizinische Texte quer über Europa und darüber hinaus verbreitet. In der Mitte des 14. Jh. wurde der destillierte Weingeist ein gefragtes Handelsprodukt.
Zu Beginn des 15. Jh. erschien das erste größere Destillierbuch des Hieronymus Brunschwyg, ein Standardwerk für mehrere Generationen. Trotz Kenntnis der Destillation wurden zu dieser Zeit nur wenige Öle destilliert. Zu großer Bekanntheit verhalf der Arzt und Astrologe Nicholas Culpeper (1614-1654) der Anwendung duftender Pflanzenstoffe zu Heilzwecken. Im 16. Jh. kamen die meisten bekannten Öle in Gebrauch. Im 17. Jh. wurde „Das Pflanzen Buch“ ( 1664 ) mit Beschreibungen von 3000 europäischen Pflanzen herausgegeben. Während in Europa die destillierten Öle hauptsächlich als Arzneimittel verwandt wurden, war in Asien der Gebrauch wohlriechender Düfte bei religiösen Zeremonien und für Parfumzwecke sehr beliebt. Im frühen 18.Jh. entwickelte der Schwede Per Henrik Ling einen Aufbau der Massage, basierend auf dem Wissen über Gymnastik, Anatomie und Physiologie. Diese entwickelte Anordnung der Art der Massage wird heute in der Aromatherapie angewandt. Zu dieser Zeit erfolgten auch die ersten Versuche, ätherische Öle chemisch zu beschreiben.
Eine ausführliche Untersuchung der Öle beginnt Dumas 1833, diese Arbeiten wurden durch die Arbeiten Bertholet’s 1852-1863 ergänzt. In diese Zeit fällt die Entdeckung von Einzelwirkstoffen. Im 19. Jh. entwickelte sich in Frankreich speziell im Raume Grasse die Entwicklung von Parfum. Es gelang, die meisten Bestandteile der ätherischen Öle zu identifizieren. Zu Beginn des 20. Jh. erschien von W. Hale-White in London das Werk „Pharmakologie und Therapie, dies enthält einen wichtigen Abschnitt über ätherische Öle. Von ihm wurden für eine Reihe von Erkrankungen Massagen empfohlen und er erkannte die psychologischen Wirkungen von einigen ätherischen Ölen. 1928 wurde zuerst der Begriff „Aromatherapie“ von dem französischen Chemiker Rene Maurice Gattefosse geprägt. Im Zuge seiner Beschäftigung mit der Hautheilkunde veröffentlichte er 1936 sein berühmtes Werk „Physiologische Ästhetik und Schönheitsprodukte“, 1937 erschien von ihm „Aromatherapie: Les Huiles essentielles vegetales“ und „Essentielle Antiseptika“. Wenig später wurde von der österreichischen Biochemikerin Margarite Maury die Verwendung von ätherischen Ölen in einer Massage beschrieben.
Der französische Arzt Jean Valnet schuf mit seinem Buch „Aromatherapie, Traitement de maladies par les essences des plantes“ ein Standardwerk für die medizinische Anwendung von ätherischen Ölen. Im deutschsprachigen Raum beschrieben E. Gildemeister und Fr. Hoffmann im Standardwerk „Die ätherischen Öle“ Herkunft, Inhaltsstoffe und Gewinnung.